Gut gemeint aber fehlerhaft: Die National Biotechnology and Biomanufacturing Initiative der US Exekutive

Am 12. September dekretierte die US Exekutive unter Joe Biden einen Erlass zur Beschleunigung der Entwicklung und Kommerzialisierung von Biotechnologie in der Vereinigten Staaten.

Der Erlass verspricht die Investition von 2 Milliarden Dollar and Subventionen in die Biotech-Industrie und eine Verschlankung des regulatorischen Rahmens, um die Produkte schneller an den Markt zu bringen. Obgleich diese Initiative gute Absichten hat und sicherlich den Interessen des biopharmazeutischen Sektors dient, zeigt sie auch schwere Denkfehler, deren Folgen mittelfristig der Reputation und den Umsatzaussichten der Industrie schaden könnten.

Eine wichtige Passage am Anfang des präsidentiellen Erlasses lautet (Übers. des Autors):

„Wir müssen genetische Rekombinationstechnologien und -techniken entwickeln, die es uns ermöglichen, Schaltpläner für Zellen zu schreiben und deren Biologie so deterministisch zu programmieren, wie wir heute Software schreiben und Computer programmieren. Wir müssen die Macht der biologischen Daten freisetzen, auch durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz; und wir müssen die Skalierung der Produktion verbessern, während wir zugleich Kommerzialisierungshindernisse beseitigen müssen, damit innovative Technologien den Markt schneller erreichen können.“

Die Annahme, wir könnten „Schaltkreise für Zellen“ schreiben und „Biologie programmieren“ offenbart eine gefährliche Unkenntnis lebender Systeme. Wir können Schaltkreise bauen und programmieren, weil das dafür relevante Verhalten sich vollständig durch Maxwells Gleichungen beschrieben und mit Hilfe Boole’scher Logik auf den Logikgattern der Computerchips implementieren lässt. Doch haben wir keine vergleichbaren holistischen Gleichungen für Lebewesen, die es uns erlauben würden, berechenbare Interventionen an komplexen lebenden Organismen zu vollziehen. Stattdessen müssen wir immer noch tausende von therapeutischen Ideen erst in vitro, dann in vivo an Tieren ausprobieren, bevor wir es wagen können, neue Biopharmazeutika in Menschen zu testen. Wir sind komplexe lebende Systeme, die Reaktion unserer Körper auf neue pharmakologische Interventionen ist nicht vorhersehbar.

Wenn wir uns eine primitive mechanistische Sicht der Biologie als Grundlage unserer Industrie zu eigen machen, werden wir bald mit dem Versuch, Technologien, die weder sicher noch effektiv sind, einzusetzen, scheitern. Wir müssen uns an die seit langem aus gutem Grund etablierten Prinzipien der biopharmakologischen Forschung und Entwicklung halten, die eingeführt wurden, weil lebendige Organismen keine mechanisch-logischen, sondern komplexe Systeme sind.

Mit Cognotekt sehen Sie, wie Sie die Subventionen und Deregulierung des Erlasses nutzen können ohne Ihrer Reputation und Ihren Wachstumsperspektiven zu schaden.

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